In der Bewegungswerkstatt suche ich immer wieder nach Möglichkeiten, die Bewegungskompetenz der einzelnen Bewohnenden individuell zu erweitern. Bei einem Treffen mit Frau B. erforschten sie und ich gemeinsam die Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten unserer Füsse. Wir erforschten diese erst im Sitzen (in Socken) mit unterschiedlichen Hilfsmitteln wie zum Beispiel taktilen Scheiben oder unterschiedlich grossen und harten Bällen. Weiter erforschten wir die Bewegungsmöglichkeiten unserer Füsse und Zehen ohne Hilfsmittel.

Zum Schluss spazierten wir auf einem mit Blocs selbstausgelegten «Laufsteg» barfuss oder in Socken auf unterschiedlich hartem und hohem Untergrund entlang einer langen Haltestange. Dabei staunte ich immer wieder, wie wir unsere Bewegungskompetenz mit einfachen Mitteln weiterentwickeln können. Beim Gehen über den Laufsteg spürte ich bei Frau B., wie sie mehr und mehr ihre eigene Körperspannung regulieren und anpassen konnte. Als sie auf der höchsten Bloc-Treppenstufe angekommen war und frei stand, meinte sie schmunzelnd: «Jetzt chani schön uf si abä luege, do hät mer ä gueti Ussicht.»

Am Ende unseres Treffens fragte ich Frau B.: «Was händ sie etzt erlebt und gspürt, wo sie über dä Laufsteg glaufä sind?» Frau B. antwortete spontan: «Mini Füess sind wieder so lebendig worde.» Diese Aussage berührte mich zutiefst und freute mich sehr. Denn es war eine direkte Selbsteinschätzung, wie Frau B. die Erweiterung ihrer eigenen Bewegungskompetenz erfahren hat. Und was gibt es Schöneres für eine Spezialistin für angewandte Kinästhetik als solche Erfahrungen und Aussagen von Bewohnenden?

Ich bin gespannt, was aus der Vielfalt an Pflegegeschichten noch entstehen wird.

Claudia Huber